Freitag, 26. September 2014
Schaugd scho guad aus
Ich liebe es, dieses Herumbaierln. Am Liebsten mit meinem Mann, dann klingts bsondas schiach und mir ham an Mordsspaß dabei.
Im Chiemgau, also Oberbayern, trau` ich mich natürlich nicht Mundart zu sprechen. Stolpere ich sogleich über einfache Worte, wie: Nase. Soll ich da Nosn oder Na(leicht nasales "a")sn sagen ? Der Ureinwohner würde sich vielleicht nicht ernst genommen fühlen und mir eine auf d' Nosn gebn.
Da lasse ich es lieber sein und falle in ein klares, unabsichtlich leicht hochnäsig klingendes Hochdeutsch.
Was soll ich tun? Immer wieder Zerissenheit. Als Kind in einem kleinen bayrischen Weiler namens „Hetzenbichl“(Hätznbichi) aufgewachsen, des hetzenbichlerischen Bairischs mächtig, zumindest versteh` ich’s. Sprechen tolerierte die preußische Großmutter väterlicherseits nicht. Bei Worten wie "Wurscht" oder "Durscht" bekam ich ihren Ellbogen in den Rippen zu spüren. Einen Knuff. Schnell wurde aus "Wurscht" Wurst, das geliebte „Gutti“ zum Bonbon und Weißkäse gab es in Hätznbichi nicht.
So unter uns, mit meinem Mann bayerl ich gern rum.
Ach, jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Dieses schöne, halbe Hähnchen, extra für Sie aufgenommen, wollte ich Ihnen zeigen.
Da ham ma uns dann scho a bissal gschtrittn.
Mei' Mo hot g'moant, des mit der Bioabsolution auf da Wies'n kö' ma uns spar'n.
Und hams`S den Skandal vom letzten Jahr mitbekommen? Bio! Für so vui Hendl, hatts ned g`reicht.




Seit der letzten Wies`n bin ich Vegetarierin, ob aus moralischen oder finanziellen Gründen lassen wir mal dahingestellt sein.
Pfiat di, du salzig, rösches halbes Hendl, du kloans Gigerl. I' werd' di' nur no' o'schaugn.
Gibt's hoid an Schmarrn.
Bussi und vui Spaß auf 'm Oktoberfest.

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Samstag, 28. Juni 2014
I got it <3
Yabba dabba doo! Nie wieder Schule für Pebbels.
„Fred, laß` uns den Cactus Cooler köpfen, feiern, tanze, endlich unsere Hochzeitsreise antreten…“
„Mama? Erde an Wilma, Erde an Wilma, ich brauch` ein Abi-Kleid!“
Seufz:“ Laß` uns Steine für unser Kind ausgeben.“
Ab in die Neuzeit.
„Guck, wir haben eine Abi-Kleid-Gruppe über Whatsapp gegründet.“
Ich begutachte den Kleidertrend. Lang-e.
"Pebbles, möchtest du ein langes Abi-Kleid?"
Ja, Pebbles möchte ein langes Kleid. Eines aus Chiffon, im antik-römischen Stil, wie alle anderen Mädchen auch.
Also, ab durch die Kaufhäuser und Boutiquen. Cocktail- und Abendkleidabteilungen, der Stadt, rauf und runter. Rein in das Getümmel, bis die Schuhe blutig gelaufen sind und die Zunge hechelnd, knapp über dem Boden hängt.
Während Töchterchen sich mit all den anderen Backfischen in Wallerkleidung wirft, kann ich in bequemen Sesseln oder schlimmstenfalls stehend pausieren.
Genug Zeit, Konsumentinnen zu studieren. Mütter mit ihren Töchtern, auf Suche nach passender Robe. Mütter deren zurückhaltende Ratschlägen meist abgelehnt werden. Wir, aus der Steinzeit kommenden, kennen den Trend nicht. Meine Lieblingsfrage von Pebbles, aus ihrer Kindergartenzeit amüsiert mich heute noch: "Sag´ mal Mama, wie war es, als du mit den Dinosauriern gelebt hast?"
Mit stoischer Gelassenheit zaubert sich ein mildes Lächeln auf meinen Gesichtsausdruck.
Liebes Kind, wieso fallen mir Worte wie, Cupcake, Törtchen oder Torte bei deinem Anblick ein? Macarons, fluffige Himmbertörtchen, kleine, runde Schokokuchen mit Sahnetupfer...
Vielleicht macht mich dieser überdimensionale Einkaufsbummel einfach nur hungrig.
Wie gerne würde ich bei einem Zuckerbäcker einkehren, aber hier geht es nicht um meine Bedürfnisse. Wir haben immer noch kein Kleid. Die Zeit drängt, irgendwann werden die Geschäfte schließen und ich weiß auch nicht mehr, wo wir noch hingehen sollen. Es ist doch schon alles abgeklappert.
Unser Rundlauf beginnt von vorne. Wir springen in das erste Kaufhaus unserer Tortur. Entschuldigung ein „Freudscher " Versprecher, ich meine natürlich Tour.
Da gibt es ein blaues, langes Chiffonkleid aus Polyester, das in der Whatsappgruppe dem von Marie zwar ähnlich sieht, aber Maries ist rot. Ich räume alle Zweifel aus. Rot ist doch nicht blau, wo ist denn da die Ähnlichkeit.
"Mein Honigkuchen, wenn es dir gefällt, laß` es uns kaufen."
Pebblechen wirft sich noch mal in ihren nachtblauen Traum und stellt ihn in die Kleidergruppe der Abiturientinnen.
Wir gehen zur Kasse. Nonchalant ziehe ich meine EC-Karte und drücke dem Kind eine kleine, goldene Papiertüte mit dicken, cremefarbenen Kordelgriffen in die Hand.
Endlich, geschafft, es wurde ja auch Zeit.
Wie schön, selbst in dieser wuseligen Einkaufsstraße kann ich Mutter-Töchter-Gespanne mit ihrem Auftrag erkennen. Der Blick ist wieder frei, der Blick ist wieder offen. Wir gehören zu denen mit einem Einkaufstütchen. Freude.
Pebbles guckt auf ihr Smartphone, tut sie ja öfter, aber sie liest mir die SMS sonst nicht vor.
Ich bin erschüttert.
„Dein Kleid sieht dem von Laura recht ähnlich.“
"Ähh, hallo wir leben alle in einer Stadt, ist es da so schlimm, wenn das gleiche Kleid öfter vertreten ist?"
Ja, es ist schlimm, kompromittierend! Das geht natürlich nicht, wir müssen das Kleid zurückbringen.
Am Boden zerstört schlurfen wir, mit brennenden Fußsohlen abermals zur bekannten Kasse.
Bedrückt lege ich das neue, goldene Tütchen auf den Tresen.
Was nun?
Ein kleiner Hoffnungsschimmer, am Rande der Stadt, in Form eines kleinen Lädchens, vielleicht, vielleicht...?
Wie spät ist es? Wir müssen uns beeilen, die Füße in die Hand nehmen, von Bahnverbindung zu Bahnverbindung jumpen. Es könnte klappen, wir rennen die Zielstraße hinunter. Erster, ich erreiche die Eingangstür, möchte sie aufdrücken...zu spät, doch dann ist es zu spät, zu späät.. ist in meinem Gehirn fest mit den Ärzten verknüpft, ob es mir passt oder nicht. (http://www.youtube.com/watch?v=YkHP0661TiA )
Nebenan löst sich eine dunkelhaarige Dame aus ihrem Liegestuhl:
„Suchen Sie etwas bestimmtes? Ich kann Ihnen das Geschäft öffnen.“
Ja; ich suche etwas bestimmtes und ich kann Ihnen die Füße küssen, ich werfe mich auch in den Straßenstaub, aber bitte, helfen Sie mir. Was für ein hilfesuchender, verzweifelter Blick , der aus mir heraus quillt. Wie beim Zahnarzt.
Ich kenne diese kleine Italienerin, die Besitzerin.
Sie öffnet ihren Laden und wir dürfen stöbern.
Mit geübten Fragen erfährt sie unser Anliegen und zieht ein großes, schwarzes Chiffonkleid aus ihrem dichtgesteckten Sortiment.
Schwarz, zu Pebbles heller Porzellanhaut ein eleganter Kontrast.
Das Kind verschwindet in der Umkleide. Beim heraustreten stolpert sie über den zu langen Saum, aber man muss auch die Schuhe bedenken und es kann gekürzt werden, vielleicht sogar mit Schleppe. Die Taille rutscht dem Kind auf den Hintern. Kann man enger stecken. Die Brust verliert sich in zwei wassermelonengroßen, schwarzen Helmen. Kann aber mit Bändchen aus dem Saum über dem Rücken zusammengebunden werden. Der Neckholder wird um ca. dreißig Zentimeter gestrafft und schon ist das Kleid für den Abiturball fertig.
Die quirlige Italienerin hat um die Ecke die Schwägerin zur Schneiderin.
Ich muss dringend auf die Toilette, wir nehmen das Kleid.
Zur Schneiderin geht die große Tochter morgen allein, denn da bin ich mit dem Rest der Familie und Freunden zum Rumgammeln auf einen Campingplatz in Kroatien.
Diesen Urlaub habe ich mir redlich verdient.
Am nächsten Abend, in geselliger Runde mit Wein und Blick aufs Meer kommen wir auf das Thema Abikleid und -ball. Meine Füße brennen immer noch. Auch die Freundin hat ein paar Anekdoten zu erzählen. Wir begutachten Fotos ihre Tochter, über Handy, in diversen, mir bekannt vorkommenden Kleidungsstücken und geben unsere Empfehlung ab.
Nach Erinnerung suchend überlegen wir, wie das damals bei uns war. Bei mir gab es anstatt eines Abiturballs die Weizäcker-Rede( http://www.spiegel.de/politik/deutschland/weizsaecker-rede-1985-8-mai-war-ein-tag-der-befreiung-a-354568.html ). Zur Zeugnisübergabe hatte ich die schwarze Lieblingshose gegen eine blaue Jeans eingetauscht. Abends gingen wir in eine Kneipe Namens „Schabernack“ und standen zur Verabschiedung wohl zu lange vor der Tür, denn eine Hausbewohnerin goss einen Kübel Wasser über unsere Köpfe. Gut, dass es den Klamotten nichts ausmachte. Aber, wie meinte meine Mutter: “Ihr wart ja alternativ!“ Interessant ich erlebe einen hautnahen Generationswechsel.
Wir sollten unsere Demonstrationslust ein letztes Mal entfachen und auf dem Gelände vor dem Abiball Plakate schwingen. Auf meinem würde stehen:"Mütter stoppt den Rüstungswahn!"
Wäre in mehrerlei Hinsicht treffend, denn das Fest wird tatsächlich in der Großkantine eines Rüstungskonzerns stattfinden. Aber das ist eine andere Geschichte:( http://www.fnp.de/rhein-main/Krauss-Maffei-bekommt-im-Schmiergeld-Prozess-mehr-Zeit;art )

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Mittwoch, 12. März 2014
Jenseits von Gut und Böse
Wie aktuell ist das denn?

Nietzsche vor über hundert Jahren:
„Im jetzigen Frankreich ist demnach, wie man es ebenso leicht erschließen als mit Händen greifen kann, der Wille am schlimmsten erkrankt; und Frankreich, welches immer eine meisterhafte Geschicklichkeit gehabt hat, auch die verhängnisvollen Wendungen seines Geistes ins Reizende und Verführerische umzukehren, zeigt heute recht eigentlich als Schule und Schaustellung aller Zauber der Skepsis sein Kultur-Übergewicht über Europa.
Die Kraft zu wollen, und zwar einen Willen lang zu wollen, ist etwas stärker schon in Deutschland, und im deutschen Norden wiederum etwas stärker als in der deutschen Mitte; erheblich stärker in England, Spanien und Korsika, dort an das Phlegma, hier an harte Schädel gebunden, - um nicht von Italien zu reden, welches zu jung ist, als dass es schon wüsste, was es wollte, und das erst beweisen muss, ob es wollen kann-, aber am allerstärksten und erstaunlichten in jenem ungeheuren Zwischenreich, wo Europa gleichsam nach Asien zurückfließt, in Russland. Da ist die Kraft zu wollen seit langem zurückgelegt und aufgespeichert, da wartet der Wille – ungewiss, ob als Wille der Verneinung oder der Bejahung- in bedrohlicher Weise darauf, ausgelöst zu werden, um den Physikern von heute ihr Leibwohl abzuborgen. Es dürften nicht nur indische Kriege und Verwicklungen in Asien dazu nötig sein, damit Europa von seiner größten Gefahr entlastet werde, sondern innere Umstürze, die Zersprengung des Reiches in kleine Körper und vor allem die Einführung des parlamentarischen Blödsinns, hinzugerechnet die Verpflichtung für jedermann, zum Frühstück seine Zeitung zu lesen. Ich sage dies nicht als Wünschender: mir würde das Entgegengesetzte eher nach dem Herzen sei, - ich meine eine solche Zunahme der Bedrohlichkeit Russlands, dass Europa sich entschließen müsste, gleichermaßen bedrohlich zu werden, nämlich einen Willen zu bekommen, durch das Mittel einer neuen, über Europa herrschenden Kaste, einen langen furchtbaren eigenen Willen, der sich über Jahrtausende hin Ziele setzen könnte: - damit endlich die langgesponnene Komödie seiner Kleinstaaterei und ebenso seine dynamische wie demokratische Vielwollerei zu einem Abschluss käme. Die Zeit für kleine Politik ist vorbei: schon das nächste Jahrhundert bringt den Kampf um die Erd-Herrschaft, den Zwang zur großen Politik.“


...es geht nicht um das Erschaffen von Gegenbildern.
Meine Frage laute:"Wie kann Dichotomie aufgelöst werden?"

Kampf um das Steuer
von Otilia Gräfin Kraszewska

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