Weihnachten

Jozef´Chelmonski
(München; Hypo- Kunsthalle: Polnischer Symbolismus)

Ich sehn' mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub', ich hab's einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei's Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön'
ein's jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd' still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb' bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!
Autor: Hermann Hesse

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lalol, Mittwoch, 4. Januar 2023, 11:52
Der protestantische Mystiker Hesse suchte vor allem in den fernöstlichen Religionen, bei Buddha und dann mehr noch bei Laotse und im chinesischen Denken nach Erleuchtung. Zum Christentum ging er schon während seiner Jugend in Calw auf Distanz.

coracora, Donnerstag, 5. Januar 2023, 10:19
Danke für den Zusatz. Denn bei Ehrfurcht vor dem großen Herren, bekomm ich immer so ein Ziehen in der Magengegend. Das mag an der deutschen Sprache liegen, oder eben doch am christlichen Weltbild, und der untertänigen Rolle der Frau darin.
Das göttliche, mystische in der Natur ist in vielen anderen Sprachen ja auch weiblich, oder einer weiblichen Göttin zugesprochen.
Schöne Gedanken in der ruhigen Zeit.