50 grades of shay
Sie hastete die Stufen empor und erreichte die Wohnungstür.
Atemlos.
Er öffnete.
Sie drängte ihn in den Raum.
Er führte sie zum Sofa und wich zur Seite.
Sie setzte sich.
Kniend zog er ihr die Wildlederslipper von den seidigschwarzen Füßen und stellte sie parallel zueinander.
Dann richtete er sich auf um ihre kleinen Schuhe neben den seinen, in der Diele abzulegen.
„Wein?“
Sie hatte sich auf ihre Hände gesetzt und blickte zum Tisch.
Dort standen zwei langstielige Rotweingläser neben einer geöffneten Flasche.
Er nahm die Weinflasche und drehte das Etikett in ihre Richtung.
„Amarone.“
Sie lächelte, sie mochte diesen schweren Wein.
Er schenkte ein, reichte ihr ein Glas.
Und sagte:“Kiffen?“
Sie zog das Bukett der tiefroten Traube durch ihre geblähten Nasenflügel.
Langsam, kontrolliert ließ sie den gehobenen Brustkorb bis unter den, sich nach innen ziehenden, Bauchnabel sinken.
Und dachte: „Ficken.“
Er zündete den Joint an, saugte daran, reichte ihn ihr.
Kopfschüttelnd lehnet sie ab. Sie war schon high.
Er setzte sich an den Tisch und rauchte.
Sie nippte an ihrem Glas, stand auf, stellte es an den Tischrand, giff ihren Stuhl und platzierte diesen in der Mitte des Raums.
Dann verließ sie das Zimmer, ging in die Diele und öffnete seinen Schrank.
Inspizierte das Ordnungssystem.
An der Kleiderstange ein paar Oberhemden, zwei Jacketts.
Sie schob ihre Hand tief zwischen die Kleidungsstücke und drückte den glatten Stoff auseinander.
Suchend glitten die Finger von einem Hemd zum anderen.
Die Gewebestruktur kühlte ihre Fingerspitzen.
Als könnte sie sich am Jackett wärmen, hielt sie einen Augenblick in der Bewegung inne, zog das Revers zu sich, um den Hosenbügel einzusehen und zupfte eine Krawatte vom Bügel.
Leicht frierend schloss sie die Schranktür und kehrte in den, mit Rauch gefüllten Raum zurück.
Er saß am Tisch.
Sie trat zu ihm, nahm einen samtigen Schluck aus ihrem Glas. Umspült von der weichen Flüssigkeit bettete ihre Zunge, in der geräumigen Höhle, sich sanft auf den Mundboden. Die Frau beugte sich über den Mann und flößte ihm das herbe Nass ein.
Er ließ es geschehen.
Bei ihrem letzten Abschied tröstete er sie mit einem unerfüllten Versprechen.
Eine Erwartung, die noch in der Luft stand.
Aber dieses Mal verführte sie ihn.
Ruhend legte sie ihre Hand zwischen seine Schulterblätter, spürte die ankommende Wärme.
Der aufwärts schiebende Druck ihrer Handfläche Richtung Halswirbelsäule, bedeutete ihm aufzustehen und begleitete ihn zum frei platzierten Stuhl.
Er setzte sich.
Mit seiner Krawatte verband sie seine Augen von hinten nach vorne, wieder nach hinten.
Sie besetzte ihn mit ihrer Vorstellung.
Sein letzter, blinder Widerstand:
„Lieber eine Stumme in der Hand, als eine Taube auf dem Dach.“

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lalol, Freitag, 22. Dezember 2017, 16:30
...und jetzt sage nie wieder, ich seie romantisch wie ein Turnschuh!